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Sie reißen das Publikum mit

Margitta Hild/Göttinger Tageblatt

11. Nov. 2019

„Deep Organ On Rock“ ließen die 70er-Jahre aufleben

Scheden – „Wie schön, dass Sie den Weg in die Kirche gefunden haben. Ich habe mich seit einem Jahr auf diesen Abend gefreut“, eröffnete Pastorin Annette Lapp das Konzert und begrüßte die Band „Deep Organ on Rock“, die vor der Leinwand im Altarraum standen. „Wenn die so spielen, wie sie sich bewegen, dann bekommen wir heute die kleine Nachtmusik zu hören“, raunte ein Besucher vor sich hin. Doch auch er zählte bereits zur Pause zu den Begeisterten: „Cool“, war sein kurzer Kommentar, denn es war die Nacht, in der die illuminierte Kirche von der Darmstädter Gruppe zum Rockpalast wurde. Neun Musiker, das älteste Bandmitglied über 70, von denen nur einer als Organist Berufsmusiker ist, spielten die Lieder der 70er-Jahre, die heute als Klassiker gelten.

„Vor 50 Jahren, zu Zeiten von Woodstock, war ich zehn, wurde von meinen älteren Geschwistern an diese Musik herangeführt und dachte, es wäre klasse, wenn man Rockmusik mit der Orgel verbindet. 2007 habe das Projekt ins Leben gerufen“, so Pfarrer Dr. Gerhard Schnitzspahn, der im Verlauf des Konzerts bei seinem magischen Gitarrenspiel von seinem Kollegen mit Carlos Santana verglichen wurde. Sie standen auf der Empore, gleich neben der Orgel, die Augen der Konzertbesucher auf den unteren Kirchenbänken pendelten zwischen den beiden Leinwänden hin und her. Auf der einen sahen sie die Band per Livecam, auf der anderen eine Diashow der Erinnerungen. Die Zeit von „Make love, not war“ wurde wieder lebendig: Plattencover und Konzertbilder der gespielten Rockbands, Kinder auf Rollschuhen neben einem bewaffneten Soldaten, Tapeten mit großformatigen Ornamenten, Schlaghosen, enge Rollkragenpullover, aber auch Clementine durfte nicht fehlen. Musikalisch wurde mit Speed King (Deep Purple), Peter Gunn (Blues Brothers), Light my Fire (The Doors), Bohemian Rhapsody (Queen), Smoke on the Water (Deep Purple) ein musikalisches Crossover gezündet, zu der zur damaligen Zeit die Luftgitarre gespielt wurde. Und die Fans jener Zeit lassen sich nicht aufhalten: „Neulich kam eine Dame mit Rollator in unser Konzert. Ich fragte sie, ob sie wüsste, dass es ziemlich laut werden würde. Deshalb bin ich hier, meinte sie. Es ist nicht außergewöhnlich, dass wir Konzertbesucher mit Rollatoren haben, denn es ist die Generation, die diese Lieder damals gelebt hat zur „Flower Power Zeit“. Wir nennen sie liebevoll die „Rock´n Rollatoren. Im Prinzip machen wir Seniorenarbeit“, erzählt Gerhard Schnitzspahn lachend. Am Ende des Abends waren die Besucher nicht dazu bereit, die Band „Deep Organ on Rock“ ohne drei Zugaben zu entlassen. Es war die emotional-musikalische Verbundenheit zum Publikum dieser sympathischen Ehrenamt-Band, die diesen Abend zu etwas ganz Besonderem machte. Während der begeisterten Standing Ovations applaudierten Band und Publikum sich lange gegenseitig.





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